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PresseartikelGROSS-ROHRHEIM. „So ein wenig ist es wohl der Drang zum Entwickeln“, meint Jürgen Walter, als er von seiner Art Musik zu machen spricht. Antrieb für den 48 Jahre alten Ton-Kreativgeist ist die Liebe zur elektronischen Musik. An der lässt er mittlerweile im Internet und mit seinen selbstgebrannten Verschenk-CDs (die erste entstand 1988) eine Menge Leute teilhaben, die auf seinen ganz eigenen Stil stehen. „Ich bin Hobbyist“, stellt er klar, Geld verdienen will er mit seinem Faible nicht. Freunde hörten seine Musik beim ihm und fanden sie gut, damit war die individuelle Geschenkidee geboren. Die silbernen Scheiben entstehen in einem Ministudio im heimischen Keller in Groß-Rohrheim. Was man dazu braucht sind Computer und das Know-how, wo man kostenfrei nutzbare Tracks aus dem Internet laden kann. Mischt man das Wissen um die Technik und als Basis für alles ein gehöriges Quäntchen Taktgefühl gekoppelt mit Instrumentalerfahrung dazu, stehen dem ideenreichen Kopf die unendlichen Mixmöglichkeiten offen. Vorbilder wie Jean-Michel Jarre, Kraftwerk, Giorgio Moroder oder Tangerin Dream haben Jürgen Walter beeinflusst: „Musik begleitet mich schon seit ich acht Jahre alt bin, ich höre etwas, das gefällt und behalte es mir im Kopf“, erklärt er. Da gab es für ihn den ersten Kassettenrekorder. Die Jagd auf den besten Mitschnitt eines Hits im Radio begann – damals (vor rund 40 Jahren) saß man noch gespannt vor dem Äther und musste passgenau mehrere Knöpfe am Rekorder gleichzeitig drücken, damit man die Musik speichern konnte. Und dann spielte der Moderator kurz vor Ende des Songs ein Werbejingle ein – verflixt und zugenäht, dachte da auch oft der heutige Vater von drei Kindern, wenn wiederholt eine Aufnahme dadurch schief ging. Es war die Zeit von Ilja Richter mit „Licht aus – Spot an – Discotime“ im Fernsehen: „Ich war schlicht beeindruckt von der Musikvielfalt“, erinnert sich Walter zurück. Auch daran, dass die Musiksendungen in den 1960er und 1970 Jahren oft parallel zum Samstagabendkrimi oder der Sportschau liefen und dass man mit den Eltern diskutieren musste, ob man vielleicht mal schauen darf. Heute, wo Handys und PCs als Plattformen für Videoclips dienen und fast jeder Jugendliche seinen eigenen Fernseher hat, unvorstellbar. „Im Hühnerstall meines Vater habe ich meine erste Bühne gebaut und eine Gitarre aus Holzstücken“, grinst der Elektro-Virtuose im Rückblick auf die Wurzeln seines Schaffens. Er habe seine Eltern ordentlich genervt, als Synthesizer on top waren. Ungefähr 13 Jahre alt war er und von der Instrumentalmusik infiziert. Schlagzeug und Orgel hat er spielen gelernt und erst einmal eine Ausbildung zum Elektroinstallateur mit einem Ausbildungsschwerpunkt „Programmieren“ gemacht. Danach ging es zur Bundeswehr. In der Zeit erwachte das Musikinteresse neu und der erste eigene Synthesizer wurde angeschafft. „Schlag auf Schlag ging es weiter und bald war der zweite im Haus“, schildert der Autodidakt. Nachmachen und dann Eigenes entwickeln: „Alles rein über das Gehör“, erklärt er. Stundenlang habe er die gleichen Sequenzen gespielt und damit seine Mutter genervt. Damit ist geklärt, warum er sein vor 34 Jahren gegründetes Studio „Irrsinn“ nennt, so bezeichnete seine Mutter, das was er damals tat. Schnell war gelernt, wie ein Song aufgebaut ist. Eindrucksvoll demonstriert Walter während unseres Gesprächs, wie schnell ein klangvolles Musikstück mit wenigen Klicks zusammengefügt werden kann – „null acht fünfzehn“, meint er. Aber nett anzuhören. Der Musiker und Elektrokomponist geht dann selbstredend ins Detail, lauscht auf Feinheiten, improvisiert, spielt hier eine Fanfare ein oder vielleicht einen Abschnitt mit indianischem Gesang – am Ende kommen vorwiegend fast meditative Lieder heraus. „Echt entspannend“, kategorisiert der gebürtige Lorscher, der jetzt in Groß-Rohrheim lebt. „Klasse wäre einmal ein halbprofessionelles Tonstudio“, fasst Jürgen Walter den nächsten Traum in Worte. Ein Muss-Termin ist für ihn die Musikmesse in Frankfurt – technisch auf dem neuesten Stand bleiben, dann klappt es vielleicht bald mit dem Tonstudio.
#Information: Sabine Weidner und www.studio-irrsinn.de.